Cels

Was sind Cels?

Da die Serie so um 1984/85 produziert worden ist, wurde natürlich mit dem damaligen Standard gearbeitet, das heißt es wurde noch richtige Handarbeit abgeliefert. Heute werden fast alle Animes und andere Animationsfilme digital coloriert. Das führt dazu, dass es auch keine Cels mehr gibt (was nicht heißt, dass nichts mehr von Hand gemacht wird, nur Cel-Folien werden im Grunde gar nicht mehr benötigt, da Colorieren am Computer wohl billiger ist), es gibt aber nach wie vor die Zeichnungen auf Papier, sogenannte Gengas und Dougas. Außerdem natürlich auch Storyboards, in denen vorher alles etwas grob dargestellt wird. 

Hier nun eine Auflistung von den verschiedenen Arbeitsschritten, die anfallen, wenn ein Anime wie Saber Rider produziert wird:

  • Storyboards
  • Hintergründe
  • Gengas
  • Dougas
  • Cels

Zuerst wird das Storyboard entworfen, danach vermutlich die handgemalten Hintergründe, denn auf den Gengas sind oft schon Umrisse der jeweiligen Hintergründe, die zu der Szene in der das dazugehörige Cel eingesetzt wird, zu sehen. Kann auch sein, dass nach den Gengas erst die Hintergründe gemalt werden; ich vermute aber, es ist andersrum, wäre einfacher. Die Gengas werden dann ins Reine übertragen (Dougas). Dougas werden dann auf Celluloidfolie kopiert, die Cels werden dann, nachdem sie ausgemalt worden sind, (was meist Frauenarbeit ist) nacheinander auf die Hintergründe gelegt und abfotografiert. 

Wenn in einem Film eine Explosion zu sehen ist oder viele Sachen, die sich bewegen, wie etwa durcheinander laufende Menschen, werden oft mehrere Cels übereinander gelegt. Es ist einfacher, beides zu zeichnen (Roboter einzeln und Explosion einzeln) und dann übereinander zu legen, die Ergebnisse sind auch besser. Einziger Nachteil ist, dass bei zu vielen übereinander gelagerten Folien der Hintergrund trüber wird. Es werden so bis zu etwa acht Cels übereinander gelegt. So in etwa entsteht ein Anime. 🙂

Cels

Cel kommt von Celluloid, das ist eine Folie, auf die die Animationen, die im jeweiligen Film zu sehen sind, aufgemalt werden. Benutzt wird dazu eine spezielle Farbe, die sehr deckend ist und praktischerweise auch wasserunlöslich ist. 

Die Cels haben auch Nummern, um in der richtigen Reihenfolge auf die Hintergründe gelegt zu werden. Um zu wissen, wie lange welche Cel auf den Hintergrund gelegt wird und wie die Kamera filmt, etwa ins Bild rein oder raus, seitlich usw., gibt es noch die sogenannten Timecharts. Auf denen ist alles für die Leute vermerkt, die für das Abfilmen des Materials verantwortlich sind. Aber auch Dougas und Gengas enthalten oft schon Linien, die für sowas da sind.

Aber ein Anime besteht natürlich nicht nur aus Cels, diese sind ohne die Dougas nicht denkbar.

Dougas

Ein Douga ist sozusagen die genaue Vorlage für ein Cel, aber auf Papier. Es wird eine beliebige Szene auf Papier gemalt, mit Bleistift. Auf den Dougas finden sich auch oft noch einige Kennzeichnungen und sogar ganze Sätze, etwa mit Namen der Figur, die darauf zu sehen ist oder andere Infos.

Das Douga wird dann auf die Cel-Folie kopiert/gedruckt, dabei kommen aber nur die Linien, die vorher mit Bleistift gezeichnet wurden, auf die Folie.

Das Ganze wird meist mit einem Xerox-Kopierer gemacht. Wenn ein Cel zum Beispiel mal versehentlich falsch ausgemalt worden ist, kann man danach nochmal vom Douga eine Kopie ziehen und das Ganze dann nochmal richtig machen. Es kann deswegen schon mal vorkommen, dass man zu einem gekauften Cel eine halb oder wenig ausgemalte zweite Cel-Folie bekommt. 🙂

Gengas

Gengas sind sozusagen so etwas wie eine Vorzeichnung zum Douga, auf ihnen findet man oft viele farbige Linien, meist blau oder rot. Diese sind zum Beispiel dazu da, Kamerafahrten zu zeigen, also ob in das Bild rein- oder rausgezoomt wird. 

Das Ganze wird dann später übertragen in Form des Dougas, aber mit mehr Sorgfalt. Auf den Gengas sind die Figuren öfters mal recht ärmlich gezeichnet, ähnlich wie in einem Storyboard, weil es hier nicht drauf ankommt, dass alles präzise ist, sondern erst einmal nur eine Vorlage ist. Bei den Gengas ist auch oft der Hintergrund der Szene mit eingebaut, der beim Kauf eines Cels mit Hintergrund in Form eines festen Stückes Pappe/dickem Papier daherkommt.

Wo wir auch schon beim nächsten Bestandteil eines auf alter Weise produzierten Animes wären:

Hintergründe

Die Hintergründe sind meist etwas größer als die Cels selber und auf dickem Papier gemalt. Benutzt wird hierzu oft Wasserfarbe, die mit Pinseln aufgetragen wird. Es gibt einfache Hintergründe und geniale, in denen viel, viel Arbeit steckt. 

Diese Hintergründe wirken teilweise sehr detailliert. Es werden bei einigen Animes wie etwa Akira so aufwendige Hintergründe gezeichnet, bei denen so viele Farben zum Einsatz kommen, dass ein normaler Fernseher gar nicht die Möglichkeit hat, all diese Farben wiederzugeben, dafür muss man sich das Ganze dann im Kino ansehen, auf 35 mm. 🙂

Es werden zum Beispiel spezielle Lineale benutzt, um etwa die kleinen Pünktchen, die die Fenster in einem Hochhaus bei Nacht darstellen sollen, richtig schön gerade zu zeichnen.

Teilweise sind auch mehrere Teile auf dem Hintergrund aus Pappe. Die sind dann so zurechtgeschnitten, dass dann beim Abfilmen jeweils durch kleines Verschieben die Illusion einer realistischen Bewegung entsteht.

Das waren damals die Mittel, um alles ein wenig lebendiger zu gestalten, heute machen das die Computer fast schon von selbst. 

Ich hoffe, ich konnte einen kleinen Einblick in das Thema geben! 🙂

Autor: Jan Holtorf



Coverblatt für Cels

Auf diesem Coverblatt für Cels ist unter anderem handschriftlich eine Nachfrage bzgl. Änderungen vermerkt. Anscheinend handelt es sich um Cels für die Episode japanisch23: キャプテン・ホリデー (Captain Holiday [deutschLE2 Käpt’n Holiday]). Weitaus interessanter ist der Stempel eines Herrn Saito von der Produktionsfirma „Sanko Productions“ im linken Bereich mit dem Vermerk „60.2.28“ — das ist nach damaliger Showa-Zeitrechnung der 28.02.1985. Das lässt darauf schließen, dass die Serie allem Anschein nach noch produziert wurde, während sie auf NTV bereits gesendet worden ist.

Webfund und Informationen von Rei


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