KI-Video: Red Fury Rising

KI-Video "Red Fury Rising"

Als die künstliche Intelligenz in Form von ChatGPT vor bald drei Jahren für jedermann verfügbar wurde, war noch nicht abzusehen, wie schnell sich die Branche weiterentwickeln würde. Heute gibt es nicht nur leistungsfähige Bildgeneratoren, sondern auch beeindruckende Videotools, die auf Basis einfacher Eingaben je nach Bedarf cartoonartige oder fotorealistische Filmsequenzen erstellen.

Videoportale wie YouTube sind mittlerweile voll mit von künstlicher Intelligenz erschaffenen Filmclips, die oft bekannte Filme und Serien als Vorlage haben. Auch zu unserer Lieblingsserie gibt es schon einige interessante Videos, darunter ein Filmtrailer im Retro-Look der 1950er Jahre.

Ein besonders herausragendes Video wollen wir euch heute vorstellen: „Red Fury Rising“ von TheCallE NerdArt. Das Video hat TheCallE NerdArt komplett selbst erschaffen: Vom Konzept, der Modellierung und Schnitt bis hin zu den Lyrics und der Komposition der Musik. Die beiden Letztgenannten hat er ohne Hilfe von KI selbst geschrieben. Herausgekommen ist ein bildgewaltiger Nu-Metal-Brachialhammer: Im Mittelpunkt steht Fireball mit seinem Red Fury Racer, der heroisch und lautstark zur Geltung gebracht wird. Ein absolut sehenswertes Musikvideo!

TheCallE NerdArt, der auch auf TikTok aktiv ist, hat noch andere Clips zu Saber Rider und auch zu anderen Zeichentrickklassikern kleine Film-Hommagen erschaffen, die man auf seinem YouTube-Kanal ansehen kann.

Doch wie kam es zu „Red Fury Rising“, wie kann man sich die Herstellung eines solchen Musikvideos vorstellen und wie viel Zeit und Geld musste er reinstecken? Wir haben mit ihm gesprochen. Daraus ist folgendes Interview entstanden.


Yuma-City.de:
Gleich zu Beginn müssen wir natürlich die obligatorische Frage stellen: Wie bist du als Kind zu Saber Rider gekommen bzw. was gefiel und gefällt dir an der Serie?

TheCallE NerdArt:
Puh, gar kein Plan. Wahrscheinlich bin ich einfach im Fernsehen drauf gestoßen. Einen wirklichen Liebling hatte ich lange Zeit nicht. Ich hatte so ziemlich an jedem Charakter was auszusetzen.

Ich fand die Farbe Rot und das aufgedrehte Verhalten von Fireball immer nicht so geil. Auch der Red Fury Racer hat es mir nie angetan. Ich meine – er ist der Einzige, der nicht im Weltraum fliegen kann. Schon ganz schön kagge für ’nen Star Sheriff. Dafür gefiel mir seine Helmform immer super. Das lag aber mainly daran, dass ich alle anderen Helmformen ultrascheiße fand. ^^

Von Saber gefiel mir die Farbe, und von Colt der Bronco Buster. Die Reitkappe von Saber fand ich komplett unsinnig – hat mich als Kind nicht abgeholt. Und was sollte die Schweizer Flagge auf Steed? Sowieso: Pferde im Weltraum. Was ein Käse.

Er ist ja kaum sicher vor Schüssen. Aber ich fand seine Art cool – bzw. mochte ich das Disziplinierte an ihm, das im direkten Kontrast zu Fireballs ADHS-Verhalten stand. Weil ich Fireball so unendlich scheiße fand, war ich auch die ganze Zeit pissig, dass er in der Mitte in Ramrod sitzt.

Ich wollte zwar immer Saber sein, weil er der Anführer war, aber ich fand den Bronco Buster trotzdem am besten.

Ich habe mir ausgemalt, wie ich es am besten fände. Ich bin zum Entschluss gekommen, dass Colt in Schwarz mit Fireballs Helm und dem Bronco Buster mir am meisten taugen würde. Da das aber nicht möglich war, ist meine Liebe je nach Stimmung von Saber zu Colt und zurück geswitcht.

Yuma-City.de:
Obwohl du eben ziemlich gegen Fireball geledert hast, hast du trotzdem ein Musikvideo über ihn gemacht.

TheCallE NerdArt:
Naja, du hast mich nach meinen Gedanken gefragt, als ich Kind war. Heute habe ich kein Problem mehr mit der Farbe Rot und ich weiß, dass die Charaktere stereotypisch überzogen sind und nur als Gesamtpaket funktionieren.

Yuma-City.de:
Wie kamst du zur KI-Video-Kunst?

TheCallE NerdArt:
Meine kreative Reise begann ausgerechnet während meiner aktiven Bundeswehrzeit. Auf Auslandseinsätzen – irgendwo zwischen Langeweile und schlechtem Internetempfang – habe ich angefangen zu zeichnen. Gleichzeitig baute ich nebenbei ein E-Sport-Team auf und wollte dafür eine coole Website gestalten. So bin ich nach und nach in Photoshop, Cinema 4D und schließlich Blender eingestiegen.

Ich bin mehrere kreative Entwicklungsphasen durchlaufen: vom One-Clip-Editing über Sculpting bis hin zum Hardsurface-Modelling. Irgendwann habe ich angefangen, eigene 3D-Modelle zu verkaufen – aber ich habe schnell gemerkt: Wenn mich ein Projekt nicht emotional kickt, verliere ich das Interesse. Also habe ich nur noch Dinge umgesetzt, die mich selbst begeistert haben.

Dann stieß ich auf GenAI. Mein Umfeld meinte oft, ich sollte meine Sachen mal auf TikTok oder YouTube zeigen. Also habe ich’s probiert – und war direkt mit der Realität konfrontiert: Die Generierungskosten fraßen mich auf (allein im ersten Monat fast 400 €). Da ich recht schwer zufriedenzustellen bin, habe ich mir mit der Zeit einen Workflow gebaut, der meine Skills aus der Digital Art mit KI kombiniert. Ich zeichne, baue Modelle, trainiere, verbessere und animiere – bis es passt.

TikTok hat allerdings eine Eigenart: Alles, was realistisch aussieht oder fremdvertont scheint, wird schnell disqualifiziert. Das hat dazu geführt, dass ich meine aufwendigeren Live-Action-Projekte nur noch auf YouTube veröffentliche.

Yuma-City.de:
Wie ist „Red Fury Rising“ entstanden?

TheCallE NerdArt:
Der Impuls kam tatsächlich von der Musik. Ich wollte herausfinden, wie man mit möglichst wenig Lizenzmaterial komplette Folgen oder Intros reinterpretieren kann – also habe ich direkt entschieden, ein eigenes Lied zu schreiben. Ich bin ehemaliger Metalcore-Gitarrist und wollte etwas kreieren, das den Vibe von Saber Rider and the Star Sheriffs ehrt, aber eben kein Abklatsch ist.

Ich begann mit dem Songtext – der diente mir gleichzeitig als Storyboard-Vorlage. Danach habe ich an der Gitarre eine Grundmelodie entwickelt, die technischen Riffs in Tabulatur notiert (Noten kann ich nicht lesen) und das Ganze in MIDI-Form gebracht. Diese habe ich mit AIVA generiert, das Endergebnis dann mit Suno AI produziert. Klingt schnell – war’s aber nicht: Knapp drei Wochen und etwa 400 Iterationen waren nötig, weil gerade der Doublebass-Vers nie so funktionierte, wie ich es wollte.

Am Ende habe ich für TikTok sogar einen kompletten Urhebernachweis samt Lyrics, TABs, Metadaten und Prompteingaben vorbereitet – hat aber, wie so oft, nichts gebracht.

Yuma-City.de:
Worum geht’s im Songtext?

TheCallE NerdArt:
Der Text sollte Fireballs Charakter transportieren – stilistisch kompatibel mit Saber Rider und Seijushi Bismark. Ich wollte keine Parodie, sondern eine Art cineastisches Spin-Off-Feeling erzeugen.

Yuma-City.de:
Wie modellierst du die Charaktere im Video?

TheCallE NerdArt:
Je bekannter ein Charakter ist, desto leichter lässt er sich durch KI generieren – ein Stormtrooper klappt fast von selbst. Aber Fireball? Katastrophe. Bei solchen älteren oder nischigen Figuren brauchst du kreative Eigenleistung.

Ich hab’s bei „Red Fury Rising“ so gemacht:

  • Red Fury Racer: selbst modelliert in Blender inkl. Texturen.
  • Fireball (Kampfanzug): mit Flux erstellt, dann falsche Details korrigiert, in Photoshop ergänzt.
  • Fireball (Zivilkleidung): Kleidung hat in der KI nie gepasst – also habe ich sie selbst digital eingekleidet.
  • Danach: Rückansichten, Animationsphasen als Einzelbilder, extrahiert und die 150 Bilder zum Modelltraining genutzt.
  • Alle Bilder händisch geprüft, Fehler in Photoshop korrigiert, Modelle mit Krea AI trainiert.
  • Für Face-Closeups: Upscaling + Re-Rendering, weil Full-Body-Modelle oft die Gesichter „vercartoonisieren“.
  • Danach die Startframes der Animationen mit den Modellen erstellt. Von insgesamt 1400 habe ich ca. 80 dann letztendlich auch genutzt.

Ich habe mit verschiedenen Tools wie Kling, VEO, Runway und PIKA animiert. Jedes Tool hat seine Schwächen: Fahrzeuge (z. B. der Racer) bekommt Kling fast nie sauber hin – da ist VEO besser. Für organische Bewegungen eignet sich Kling mehr, aber deren Community-Guidelines sind streng – vor allem bei Kampf- oder Waffenszenen.

Finaler Schnitt mit Premiere Pro & After Effects, Captions in CapCut, weil’s schnell geht.

Yuma-City.de:
Wie viel Zeit hast du insgesamt investiert?

TheCallE NerdArt:
Inklusive Planung, Konzeption, Bildarbeit, Animation und Schnitt: mindestens 200 Stunden. Wie viele Stunden ich den Song im Auto hoch- und runtergehört habe, um den Schnitt schon im Kopf zu bauen, will ich gar nicht wissen. 😅

Yuma-City.de:
Was sind deine nächsten Projekte?

TheCallE NerdArt:
Ursprünglich war ein Special zu Jesse Blue und eine Reinterpretation der Pilotfolge geplant. Aber ganz ehrlich: Die Entmonetarisierung auf TikTok war ein Schlag ins Gesicht. Ich habe für „Red Fury Rising“ weit über 200 € verbraten – und regelmäßig sonst 300-400 €, Monat für Monat.

Meine Motivation ist aktuell eher im Wartemodus. Ich habe viele Ideen, aber ob und wann ich sie umsetze, hängt stark davon ab, wie ich das finanziell und zeitlich stemmen kann. Ich meine … jede*r kann sich denken, wie die Frau guckt, wenn man mal eben 400 € im Monat für „digitale Spielerei“ ausgibt. 😅

Was sicher ist: Wenn ich weitermache, dann mit gleichem Qualitätsanspruch – oder gar nicht. Ich weigere mich, mittelmäßigen Content zu posten. Zumindest schlechteren, als es meine Möglichkeiten zulassen.

Yuma-City.de:
Wann immer es soweit sein wird: Wir freuen uns schon jetzt darauf! Vielen Dank für deine Zeit und die interessanten Einsichten in deine Arbeit.

2 thoughts on “KI-Video: Red Fury Rising

  1. Besten Dank für dieses tolle Interview und die Vorstellung von TheCallE NerdArt! Vor ein paar Wochen hab ich beim stöbern auf YouTube nach evtl. neuen Uploads von Saber Rider/Seijushi Bismark schon das Tribute to Colt Video entdeckt, welches einfach fantastisch ist (wie cool ist bitte die Schluss-Szene mit dem Leguan und wo Colt dann ganz lässig durch die Westernstadt läuft!) und jetzt kam hier so viel Info über seine Arbeit.
    TheCallE NerdArt: falls Du das liest….ich liebe Deine Videos, Deine Kunst, Deine Kreativität. Das muss unfassbar viel Arbeit sein. Ich wünsche Dir so sehr, das Du viel viel mehr Aufmerksamtkeit bekommst, und auch ein paar Zusatzeinnahmen generiert werden :)))), „to help you keep this fire burning“. Vielen Dank für alles!

    1. Danke vielmals für die netten Worte. Das motiviert ungemein. Ich denke KI wird in der nächsten Zeit etwas angenehmer zu nutzen sein und neues ermöglichen. Und ich hoffe dann viel größere Projekte umsetzen zu können.

      In Zukunft wird es nicht mehr auf künstlerisches Können ankommen sondern nur noch auf die Idee. Ich freue mich zwar darauf was möglich sein wird aber habe auch die Befürchtung dass wir zugemüllt werden. Deswegen bin ich froh um jeden der mich jetzt schon begleitet. Eine Community auf YT aufzubauen ist wirklich zäh im Gegensatz zu TIK TOK wo es fast von selbst funktioniert.

      Liebe Grüße

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