Informationen zu den restaurierten Skizzen
Die restaurierten Skizzen sind aus einem gemeinsamen, internationalen Projekt von Benjamin (Deutschland) und Liviu (Rumänien) entstanden. Benjamin hat die Skizzen beschafft und zur Verfügung gestellt, Liviu hat die Restaurierung vorgenommen.
Das Projekt begann ungefähr im Oktober 2023. Benjamin nahm Kontakt zu Liviu auf, welcher bereits durch seine stilechten Fanarts in der Fanszene bekannt war. Liviu war von dem Vorhaben begeistert und das Projekt nahm seinen Lauf.
Anfänglich hatten sie noch den Gedanken, die Scans der Skizzen nur zu retuschieren, die Benjamin von Auktionen und Internetquellen erstanden hatte. Doch schon bald stellten sie höhere Ansprüche an sich und so beschlossen sie, jede einzelne Linie nachzuzeichnen. Liviu verwendete dazu zunächst sein iPad mit Procreate, stieg dann aber auf Fresco um, weil sich die Möglichkeit bot, die Linien als Vektoren einzuzeichnen. Das bedeutete einen enormen Qualitätszugewinn, da man fortan die restaurierten Skizzen bei gleichbleibender Qualität beliebig skalieren konnte.
Man nahm auch Kontakt zum damaligen Charakterdesigner Shigeru Kato auf, der immer noch bei Pierrot arbeitete, um vielleicht an noch besseres oder bisher unbekanntes Material zu gelangen. Aber außer ein paar wenigen Seiten scheint Pierrot nichts mehr übrig zu haben.
Denn viele der zur Verfügung gestandenen Ausgangsskizzen wiesen nicht nur, aber auch altersbedingte Mängel auf: Vergilbungen, schmutzige Ränder, diverse punktuelle Verunreinigungen, verblasste Linien und Flächen, verzerrte Ansichten, die aus unzähligen und auch unsauberen Kopiervorgängen resultierten.
Oberstes Ziel war, dem ursprünglichen Stil des Künstlers so nahe wie möglich zu bleiben und die ursprünglichen Skizzen nur auszubessern.
In der nachfolgenden Animation sieht man im Zeitraffer die Entstehung einer restaurierten Skizze (Video, 2 MB):
Man sieht, dass man beim Nachzeichnen einfach die Originalskizze daruntergelegt hat. Der schwierigste Teil war, den Text richtig zu lesen, denn einige Skizzenblätter waren eine Kopie von der Kopie von der Kopie. Außerdem sind weder Benjamin noch Liviu der japanischen Sprache mächtig. Daher kann die Richtigkeit einiger original japanischer Texte nicht garantiert werden.
Ein Jahr darauf, im Oktober 2024 und passenderweise pünktlich zum 40-jährigen Jubiläum von Sei Jushi Bismarck, konnte das Ergebnis von den stolzen Machern des Projekts an unserem Chat-Themenabend präsentiert werden.
Herausforderungen bei der Restaurierung und Beispiele zum Vergleich
1) Inhaltsverzeichnis
Das 107 Seiten starke Sketchbook beinhaltet auch ein Blatt mit einem Inhaltsverzeichnis in japanischer Schrift. Auch dieses hat man restauriert und dabei genau auf die originalgetreue Wiedergabe der Schriftzeichen geachtet, soweit dies mangels sprachlichem Verständnis möglich war.
2) Verblasste Linien
Das Ausgangsmaterial zeigt hier typische „Artefakte“, wie sie beim mehrmaligen Kopieren entstehen: Neben kleineren Verunreinigungen und der schrägen Ausrichtung fallen sofort die verblassten, unvollständigen Linien beim Helm des Ganymed-Wachsoldaten auf, welche originalgetreu nachgezeichnet werden mussten.
3) Verblasste Flächen, zweifelhafte grafische Elemente
Bei diesem Beispiel sieht man das durch mehrmaliges Kopieren verblasste Schwarz, die verzerrte Perspektive und der Schatten auf Colts linkem Bein, der vermutlich eine hellgraue Markierung war. Da man sich aber nicht sicher war, hat man beschlossen, ihn bei der Restaurierung wegzulassen.
4) Perspektivische Verzerrung
Bei diesem Bild von Ramrod/Bismarck kann man die Verzerrung der Figur erkennen. In der restaurierten Fassung hat man sie gegen einige Hilfslinien gestellt und begradigt.
5) Eigenrecherche und Eigenkreation
In einigen Fällen hat das Team auch selbst recherchiert und Inhalte hinzugefügt, wie bei diesem Beispiel. Man hatte nur dieses eine Foto (links). Daraufhin haben sie sich die Episoden angeschaut, um mehr Details zu erfahren, und haben dann die Blätter ergänzt bzw. selbst nachgebaut. Um das Ganze abzurunden, haben sie sogar einen japanischen Text hinzugefügt.
Obwohl Captain Holidays Droiden kein eigenes Original-Skizzenblatt haben, mit Ausnahme von Nummer eins, dem großen Droiden, haben sie eins für beide erstellt. Und da man immer versuchte, sich so nah wie möglich an das Original-Artwork zu halten, hat man der neu erstellten Skizze ein ähnliches Aussehen gegeben.
6) Vorlage aus Zeitschriften, Teil 1
Bei Internetrecherchen stieß das Team auch auf einige alte japanische Fernsehprogrammhefte mit zusätzlichen Zeichnungen, die es zuvor auf keinem der Blätter gesehen hatte. Wie zum Beispiel der Renegade aus der Folge „Der kleine Freund“, die Krabbe. Also haben sie sich entschlossen, auch von solchen Zeichnungen Skizzenblätter anzufertigen.
Damit die neue Skizze genauso detailreich und authentisch wie die Originalskizzen umgesetzt werden konnte, hat man sich den Renegade Bild für Bild in der Episode angesehen, um ggf. Verbesserungen anzubringen.
7) Vorlage aus Zeitschriften, Teil 2
Ein weiteres Beispiel, wie man Zeichnungen aus einem Programmheft (TV Radar) für ein eigenes Skizzenblatt umgesetzt hat (hier: Mandarin).
Bemerkenswerte Besonderheiten
Während des Projekts sind Benjamin und Liviu auf einige Kuriositäten gestoßen, die eine Erwähnung wert sind:
- Steed, welches in Sei Jushi Bismarck Donatello heißt, wird auf manchen Skizzen Hector genannt.
- Jesse Blue (Perios) trägt in Sei Jushi Bismarck ein Armband, welches man in Saber Rider nur ansatzweise sieht, da die entsprechenden Szenen gekürzt oder optisch beschnitten (Cropping) wurden. Es existiert eine Zeichnung, auf der das Armband detailliert gezeigt wird. Zunächst hielt man es für eine Art Fels, welchen Perios wirft. Aber beim Abgleich mit einigen Episoden erkannte man, dass hier das Armband in Vergrößerung dargestellt wird.
- Von Jesse Blues Helm (Perios‘ Helm) gibt es eine Skizze, die ihn in einer frühen Version zeigt. Den Helm in der Serie kennt man nur mit einer Art Schlauch oder Atemgerät auf jeder Seite, was in der frühen Version noch fehlt.