Unstimmigkeiten

Reihenfolge-Wirrwarr

Ein großes Manko an der amerikanischen Version ist ihre Reihenfolge der Episoden: Mal gilt Commander Eagle als entführt, dann ist er wieder da, als ob nichts gewesen wäre, und etwas später wird wieder nach ihm gesucht. Desweiteren gibt es Folgen mit Gattler, die nach seinem letzten Auftritt in „Das Alkalit“ (USA25 japanisch26 deutsch29) platziert sind. Man könnte sich natürlich mit dem Argument retten, dass Outrider nur in ihre Dimension zurückgeschickt werden und immer wieder angreifen können, doch dann hätte man die Alkalit-Folge nicht „Gattler’s Last Stand“ (Gattlers letztes Gefecht) nennen dürfen. In der Episode „Der Überläufer“, in der Nemesis Jesse Blue den Outridern vorstellt, heißt es zu Beginn in Sabers Monolog, dass die Star Sheriffs auf einen längeren Waffenstillstand hofften, nachdem sie Gattler bezwungen hatten. „Der Überläufer“ (USA15 japanisch31 deutsch34) ist aber nach der amerikanischen Reihenfolge zehn Episoden früher platziert, was Sabers Aussage unlogisch macht.

Nach der japanischen Reihenfolge hat Gattler in „Das Alkalit“ (USA25 japanisch26 deutsch29) seinen letzten Auftritt und Commander Eagle wird in „Peacekeeper 7 meldet sich nicht“ (USA14 japanisch29 deutsch33) entführt.

USA Nr.USA EpisodeErklärung
14What Did You Do on Your Summer Vacation?Eagle wird als vermisst gemeldet
15Jesse BlueJesse Blue überführt Eagle zu den Outridern
16Showdown at Cimarron PassEagle ist nicht entführt (bis zur Episode USA37)
25Gattler’s Last StandGattler wird getötet
27The Hole in the Wall GangGattler ist wieder da
37Born on the BayouAuch eine Gattler-Folge
38April RidesEagle ist wieder entführt
41The Amazing LazardoWieder eine Gattler-Folge
42I Forgot!Nochmal Gattler

Warum gibt es so ein Durcheinander bei der amerikanischen Reihenfolge? Man kann nur Vermutungen anstellen. Ein gutes Storyboard kann nur dann funktionieren, wenn man vor der Produktion eine logische Reihenfolge der Episoden zugrundelegt. Auch in der englischen Originalfassung von „Der Überläufer“ spricht Saber in seinem Eingangsmonolog von einer endgültigen Bezwingung Gattlers, was ein Hinweis gibt, dass man ursprünglich die japanische Reihenfolge auch für Saber Rider beibehalten wollte, aber nach der Produktion die Reihenfolge offensichtlich nochmal änderte. Am einfachsten wäre es gewesen, man hätte die japanische Reihenfolge übernommen und die sechs eigenproduzierten Folgen sinnvoll einsortiert. So wie es später auch bei der deutschen DVD-Veröffentlichung gemacht wurde.

Diesen Weg ist man aber nicht gegangen. Vielleicht wollte man die starre Abgrenzung der Antagonisten zueinander, sozusagen eine „Blockbildung“, vermeiden: Gattler wäre nur bis zur Mitte der Serie in Erscheinung getreten, abgelöst von Jesse Blue, auf den man bis dahin hätte warten müssen. Vielleicht spielten auch Marketinggründe, auch im Hinblick auf das Merchandising, eine Rolle. Vermutlich hatte man den Abwechslungsreichtum der Charaktere einer logischen Reihenfolge vorgezogen.

Die angedeutete Lovestory zwischen Saber und April

Wenn man die von WEP nachproduzierten Folgen anschaut, besonders die Folge „Die Highlander“ (USA13 japanisch— deutsch20), erkennt man, dass sich April zu Saber hingezogen fühlt. April folgt Saber heimlich in seine Heimat, in die Highlands. Saber bemerkt es, überrascht sie und stellt sie zur Rede, warum sie ihm gefolgt ist. Darauf weicht sie aus: „Das bin ich auch nicht, sondern Nova. Sie hatte Sehnsucht nach Steed, dem alten Schlachtross!“ In einer anderen Szene rettet Saber April vor einem herabstürzenden Kronleuchter über ihrem Bett, indem er sie flugs in seine Arme nimmt und in Sicherheit bringt. Saber geht auf Aprils schmachtende Worte („Du hast mir das Leben gerettet“) nicht ein und lässt sie wieder plump zurück aufs Bett fallen, nachdem die Gefahr gebannt ist: „Zum Schmusen kommen wir später!“ April leicht frustriert: „Warum laufen dir die Mädchen nach … watt biste charming!“ Es entwickelt sich zwar nicht direkt eine Liebesgeschichte, aber man wird das Gefühl nicht los, dass WEP etwas in diese Richtung bezwecken wollte. In einer anderen Episode, „Jesses Rache“ (USA03 japanisch— deutsch27), sagt Jesse im Kampf gegen Saber: „Mein Rivale!“ Darauf Saber: „Er ist eifersüchtig wegen April!“ 

WEP wollte also offensichtlich eine Beziehung zwischen Saber und April einbauen, eine Idee, die aber nicht weiterverfolgt wurde. Schließlich wissen wir, dass sich Fireball und April gegen Ende der Serie nähergekommen sind. Das ist auch im japanischen Original so und WEP hat es wohl später eingesehen, dass es ein zu großer Aufwand gewesen wäre, hätte man die Lovestory zwischen Saber und April weiter ausbauen, sie gar bis zum Ende der Serie durchziehen wollen. So bleibt die Idee als gescheiterter Versuch in der Serie zurück. Die Frage bleibt aber, warum man den Aufwand machen wollte. Vielleicht entsprach es dem amerikanischen Ideal, dass ein Held mit Vorbildfunktion einfach eine tapfere Freundin an seiner Seite haben muss.

Die Yuma/Alamo-Verwechslung

Die beiden Planeten Yuma und Alamo spielen in SRatSS wichtige Rollen: Auf Yuma befindet sich das Hauptquartier des Kavallerie-Oberkommandos, Alamo gehört zum Königreich Jar1. Die beiden Systeme sind anfangs seit 15 Jahren miteinander verfeindet, erst im Laufe der Serie entwickelt sich wieder eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Wie kann es dann sein, dass sich das Ausbildunsglager des Kavallerie-Oberkommandos auf Planet Alamo befindet? Der Fehler hat sich erst zum Schluss der Serie eingeschlichen: In der Episode „Der Waffenstillstand“ (USA47 japanisch46 deutsch47) wird Ramrod zur Demontage nach Alamo geflogen. Während der Begleitung des letzten Ramrodfluges erinnert sich Jesse Blue an seine Kadettenzeit, beim Anblick von Alamo: „Hier war ich stationiert, als ich noch Kadett bei den Star Sheriffs war …“ Nebenbei stellt sich die nächste Frage, warum Ramrod nach Alamo geflogen wird. Das würde bedeuten, dass er auch schon im verfeindeten Königreich Jar gebaut wurde. Daraufhin sieht man die Kommandozentrale, die eigentlich auf Yuma ist, gleich danach wird die Demontagehalle eingeblendet, in der Ramrod steht.

Der „Fehler“ hat damit zu tun, dass im japanischen Original Ramrod zur Demontage auf die Erde geflogen wird und man bei Saber Rider mangels Planetenauswahl (da sich administrativ gesehen praktisch alles auf Yuma befindet) eigentlich nur Alamo nehmen konnte als einigermaßen bekannten Planeten. Auch hätte man schlecht Ramrod von Alamo nach Yuma fliegen lassen können, denn das hätte bedeutet, dass der Empfang für Commander Eagles Rückkehr im Königreich Jar stattgefunden hätte und nicht beim Kavallerie-Oberkommando. Später ist auch Eagles Büro zu sehen, und das kann sich auch nicht auf Alamo befinden.

In einer späteren Episode wird noch der Mond von Alamo zerstört oder zumindest „geröstet“. Zu diesem Zeitpunkt ist der Outriderplanet schon relativ nahe an Alamo herangekommen. Doch in der letzten Folge, „Das letzte Gefecht“ (USA52 japanisch51 deutsch52), ist dann wieder plötzlich vom Planeten Yuma die Rede, mit dem der Outriderplanet auf Kollisionskurs geht.

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1siehe die Lagebesprechung mit Commander Eagle in „Das Alkalit“ (USA25 japanisch26 deutsch29)

Phantomzone

Mit der Phantomzone hat WEP einen Ort geschaffen, in dem sich die Outrider erneuern können. Sie kommen dorthin, wenn sie im Kampf geschlagen wurden oder auf eigenen Willen. Sie sterben also nicht und dieselben Wesen können beliebig oft in die menschliche Dimension zurückkehren.

Es ist verständlich, dass WEP diese Darstellung genommen hat, da sie SRatSS als Kinderserie konzipierten und der Tod kein Thema sein sollte. Storytechnisch hat sich WEP damit aber keinen Gefallen getan und bei dem einen oder anderen Plot sich selbst ein Bein gestellt.

Ein gutes Beispiel ist die Episode „Die Geiseln“ (USA12 japanisch24 deutsch24), in der der Outrider Calibos Steuerungspläne von Ramrod stiehlt und vom Kavallerie-Oberkommando gefangen genommen wird. Es erfolgt ein Verhör und schließlich ein Gefangenenaustausch. Die Story wird ad absurdum geführt, denn schließlich hätte sich Calibos auch ganz einfach in die Phantomzone materialisieren können – oder sich erschießen lassen können.

Widersprüchliche Darstellung der Outrider

Wie schon auf der Seite „Unterschiede zu Sei Jushi Bismarck“ beschrieben, werden die Outrider oft als naiv, dümmlich, unbeholfen und lächerlich dargestellt. Diese von WEP verpassten Charakterzüge passen nicht zur Erzählung, dass die Outrider eine große Bedrohung für das Neue Grenzland sind und hochtechnologische Kampfroboter konstruieren können.

Des Weiteren verabscheuen sie Spaß (Jean-Claude in „Ein eiskalter Typ“, USA29 japanisch14 deutsch16) und werden als emotionslose Wesen dargestellt, hauptsächlich in den von WEP produzierten Episoden. Dort sieht man sie oft als pupillenlose Wesen und sie wirken teilweise apathisch und fremdgesteuert. Die Outrider aus den anderen, von Pierrot produzierten Folgen halten dem Vergleich nicht stand, denn sie zeigen Gefühle wie Wut, Erschrecken oder auch Lachen. Einen direkten Widerspruch sieht man in der zuvor erwähnten Folge, als Jean-Claude gleich nach seiner Bemerkung, Outrider würden Spaß verabscheuen, lacht.

Ein verärgerter Outrider („Das Red Wing Gefängnis“)

Ein weiteres Beispiel für emotionsfähige Outrider sieht man in der Folge „Das Red Wing Gefängnis“ (USA39 japanisch38 deutsch40), als der Gefängnis-Oberbefehlshaber verärgert mit beiden Fäusten auf das Pult haut. Nicht zu vergessen sind auch die Episoden mit den Outrider-Spioninnen Annabel Cody und Lily, die mit den Gefühlen spielen, um ihre Ziele zu erreichen bzw. die Gefühle bei Outridern hinterfragen. Die Outrider werden also keineswegs als gefühllos dargestellt, wie es WEP gerne sehen wollte, da die Deathculas schon in der Originalserie als empfindsame Wesen auftreten (neben ihrer brutalen, gewissenlosen Vorgehensweise in Kampfhandlungen). Schließlich haben sie einen gemeinsamen Ursprung mit den Menschen. WEP hat auch diese Erzählweise für Saber Rider unverändert übernommen und ist somit auch in diesem Punkt von der in den WEP-Episoden insinuierten Schwarz-Weiß-Ansicht, das Gute gegen das kalte Böse, grundlegend abgewichen.

Jesse Blues Haarfarbe

Wie schon unter „Unterschiede zu Sei Jushi Bismarck“ erwähnt, hat man Jesse Blues Haar vom originalen Grün nach Blau umgefärbt. Allerdings hat man sie in den eigenproduzierten Folgen „Das Kavallerie-Oberkommando“ (USA02 japanischdeutsch26) und „Jesses Rache“ (USA03 japanischdeutsch27) grün gemacht. Dass dieser Lapsus ausgerechnet in den Einführungsfolgen von Jesse Blue passiert, ist schon bemerkenswert.

Screenshots © PIERROT / under license to WEP LLC